Das QM-Gebiet rund um den Mehringplatz

Der Mehringplatz stellte historisch einen wichtigen innerstädtischen Stadtplatz und Knotenpunkt großer Verkehrs- und Passantenströme dar und war als Beginn der Friedrichstraße eine gefragte Adresse.

Durch räumliche und soziale Veränderungsprozesse entwickelte sich die Bedeutung des Quartiers im Laufe der Zeit in eine grundlegend negative Richtung. Es erfolgte der Wegzug von bildungsnahen Familien bei einer gleichzeitigen Zuzugskonzentration von sozial schwachen Haushalten - zunächst in den 80er Jahren bedingt durch eine zeitweise zu entrichtende Fehlbelegungsabgabe an städtische Wohnungsunternehmen, dann ab 2006 durch die konsequente Umsetzung der AV Wohnen.

Die Folgen sind heute sowohl im sozialen wie auch im räumlichen Bereich zu spüren. Ein deutliches Gefälle in der Entwicklung und Bedeutung ist entlang des Verlaufs der Friedrichstraße von Nord nach Süd festzustellen. Die einstige Attraktivität des Quartiers ist einem negativen Image, sowohl in der Außen-, als auch in der Wahrnehmung der BewohnerInnen selbst gewichen. Aus dem Anfang der Friedrichstraße ist in vielen Köpfen ein Ende der Friedrichstraße geworden.

Aufgrund der Bewohnerstruktur bedarf es im Kiez besonderer Anstrengungen, Unterstützung darin zu leisten, die BewohnerInnen  zu einem selbstbestimmten Leben zu befähigen und die Kinder auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden bestmöglich zu begleiten, denn Armut, Bildungs- und Sprachprobleme machen nicht nur den Erwachsenen zu schaffen.

Vor allem die Kinder leiden unter diesen schwierigen Startbedingungen: Sprachprobleme verhindern Schulabschlüsse, die Chancen auf ein Erwerbsleben sind gering. Attraktive Freiräume wie Sport- und Spielflächen gibt es nicht – manche der Jugendlichen sehen die Flucht in Drogen als Ausweg. Ziel ist es, die Bewohnerschaft an den Kiez zu binden, sie im Kiez zu halten und in den Entwicklungsprozess zu integrieren und schließlich über die eigenen multiplen Herausforderungen hinaus für den Kiez zu interessieren, so dass eine Verantwortungsübernahme für das Quartier möglich und interessant erscheint.

Neben der Fokussierung auf die Bewohnerschaft des Quartiers und seine Bedeutung als ruhiger, innerstädtischer Wohnort darf nicht die besondere Herausforderung am Mehringplatz außer Acht gelassen werden: Die wiedererlangte Zentralität des Quartiers im Berliner Stadtgefüge, seine Bedeutung als einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte des ÖPNV-Netzes und seine Nähe zu wichtigen Kultur- und Tourismuszielen, aber auch seine stadthistorische Geschichte bringen eine enorme Zahl an Besucherströmen mit sich. Das daraus erwachsene Potenzial sollte unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der BewohnerInnen bei der Gestaltung notwendiger Maßnahmen beachtet werden.